Montag, 10. Dezember 2012

Die macht der Disziplin

Wie wir unseren Willen trainieren können

Roy Baumeister & John Tierney
Campus-Verlag

Erfolgreich ist nur der, der Selbstdisziplin besetzt und entsprechend zielgerichtet handelt. Das wissen wir. Also ist eine Zielsetzung Bedingung für Erfolg? Oder doch der Weg zum Ziel?
Auf der Suche, nach eigener besserer Organisation und Disziplin, fiel mir das Buch von Roy Baumeister und John Tiernes in die Hände.
Selbstdisziplin - wie kann man diese erlangen? Der Gedanke ließ mich nicht mehr los.

Roy Baumeister - Psychologie-Professor der Florida State University - und John Tierney - Wissenschaftskolumnist der New York Times - geben einen tiefen Einblick in die Psyche des Menschen. Zahlreich aufgeführte Experimente zeigen wie und warum unser Wille so funktioniert, wie wir es erleben. Unser Wille ist eine Art Muskel. Er kann erschlaffen, doch man kann ihn auch trainieren! Das macht Hoffnung.

Doch was genau ist eigentlich Willensstärke?
Wenn ich stark motiviert bin etwas zu erledigen, dann benötige ich sie nicht. Alles geht wie von selbst. Also ist Willensstärke die Kraft, die ich benötige, wenn ich nicht oder zu wenig motiviert bin, etwas zu erledigen?
Für Routinetätigkeiten benötige ich keine Willenskraft. Diese führe ich mal eben so aus. Oder nehmen Routinearbeit die Motivation? Ein schwieriges Thema, das viele Wissenschaftler bereits untersucht haben. Immer noch bieten sie alles auf, um einer Klärung wirklich nahe zu kommen.

Was haben nun Radieschen mit Disziplin zu tun? Warum sind Entscheidungen oft so schwierig? Was bedeuten Empathie und Selbstverpflichtung? Der Scheißegal-Effekt, das Gehirn auf Autopilot und Rettungsanker sowie Leuchttürme, sind Themen, die Roy Baumeister und John Tiernes tiefer beleuchten und dabei hilfreiche Anleitungen geben, das eigene Handeln zu überdenken.

Roy Baumeister und John Tierney geben Empfehlungen für einen festeren, stärkeren Willen – Ernährung, genug Schlaf, realistische Ziele setzen – kurz- und längerfristige.
„Aber während eine Henne zufrieden auf ihren Eiern sitzt, leiden die Menschen, wenn sie zu viele widersprüchliche Ziele verfolgen und deshalb keines davon erledigen und stattdessen nur tatenlos herumsitzen.“
Jeder einzelne aufgeführte Tipp, seine Selbstdisziplin – oder besser: Willenskraft - zu stärken birgt eine reelle Chance.

Das Kapitel: „Vom Selbstbewusstsein zum Narzissmus“ ist sehr interessant. Ein Spiegel unserer Gesellschaft oder was machen wir falsch? Ein wenig erschreckend, wenn ich das Ergebnis unseres Handelns heute sehe. Doch sind diese vermeidbar oder nur Extreme? Wird morgen nicht etwas anderes entdeckt, das diesem widerspricht?

Für mich stand bisher fest, Ziellosigkeit ist das Ergebnis von zu geringem Selbstbewusstsein. Bei „Deutschland sucht den Superstar“ - zum Beispiel - sieht man, was übertriebenes oder falsches Selbstbewusstsein anrichten kann.
Mit jeder Seite die ich verschlang, gelangte ich zu neuen Blickwinkeln.

Was mich sehr erfreute, war die Sichtweise der Autoren über Videospiele. Bisher werden sie meist verteufelt. Doch nicht jedes Spiel macht aggressiv oder stiftet gar zum Amoklauf an.
Gerade Videospiele erfordern Kompetenze, die unsere Kinder und Jugendlichen wirklich brauchen.
Sie müssen konzentriert arbeiten, komplizierte Regeln lernen, präziese Schritte machen, sich klare und erreichbare Ziele setzen. Dabei erhalten sie sofortiges Feedback und Motivation. Damit sie das Spiel bis zum Ende durchlaufen können, müssen sie es immer wieder versuchen. Also lernen, umsetzen, scheitern, üben und am Ende können sie siegen.
„Wer Erfolg haben will, muss bestimmte Voraussetzungen mitbringen – und die Disziplin haben, es wieder und wieder zu versuchen.“
Es ist eben doch alles Medizie – in den richtigen Dosen!

Mit weniger Aufwand mehr erreichen, das wollen wir alle. Der eine arbeitet besser kurz vor der Deadline, der andere arbeitet strikt seine To-do-Liste ab.
Jeder muss für sich entscheiden, was für ihn am effektivsten ist.
Oft sind es die einfachsten Hilfsmittel, die mich erstaunten und die ich in mein Leben übernehme. Zum Beispiel: Nichts tun und andere Tricks.
Besser kann ich Kinder und Jugendliche nicht dazu motivieren, doch bei meinen Medienprojekten mitzuarbeiten.

Für mich war dieses Buch ein echter Gewinn. Entscheiden Sie selbst!

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